Bildungskongress in Bern 2016

01.07.2016 bis 2.07.2016 im Kursaal Bern

Der 3. Internationale Bildungs- und Fachkongress 2016 fand am 1. und 2. Juli 2016 im Kursaal Bern statt. Das Projekt KommBi war mit zwei Trainerinnen vor Ort an Workshops und Vorträgen zum Thema „RESILIENZ – Das unentdeckte Kapital der Gebärdensprache“ teilzunehmen und Eindrücke, Neuigkeiten und Wissenswertes für die Arbeit im Projekt KommBi mitzunehmen.

Roland Hermann, Präsident des Schweizerischen Gehörlosenbundes SGB-FSS sagt zu Kongressbeginn folgendes:

„Resilienz ist die Fähigkeit von Menschen, mit Belastungen umzugehen und persönliche Krisen aus eigener Kraft zu überwinden. Diese Kraft bildet sich schon im Kindesalter; durch die Familie, den eigenen Charakter, die Schule und die Gesellschaft.“

In diesem Sinne wurde beim Bildungs- und Fachkongress diskutiert, welche Faktoren einen positiven Einfluss auf die Resilienz von Hörbeeinträchtigten haben. Und die Kernaussage ist, dass die Gebärdensprache ein wichtiger Schlüssel zu barrierefreier Bildung ist. Sie ermöglicht gleichwertiges Lernen und Aufwachsen und fördert Hörbeeinträchtigte eine „dicke Haut“ zu entwickeln. Interessante Vorträge und Referate waren:

Prof. Dr. Claudia Becker, Dozentin für Gebärdensprache und Audiopädagogik von der Humboldt Universität in Berlin sprach zum Thema „Wie kann die (inklusive) Schule die Resilienz hörbehinderter Kinder und Jugendlicher fördern?“ und präsentierte verschiedene erfolgreiche Schulunterricht-Modelle, die auf die Bedürfnisse von hörbehinderten Kindern und Jugendlichen eingehen und erfolgreiches Lernen ermöglichen.

Dr. Krister Schönström, Professor für Schwedisch als zweite Sprache für Gehörlose von der Universität in Stockholm hielt ein Kurzreferat über „Qualitätsstandards und Gebärdensprachen – wie lässt sich das überprüfen?“ und gab einen Einblick in die aktuelle Situation in Schweden, zusätzlich sprach er über den Erwerb der ersten Bildungs- und Kommunikationszentrum für Gehörlose, Schwerhörende und CI-TrägerInnen Sprache, durch die der Erwerb und die Verbesserung einer zweiten Sprache erst möglich ist. Genau aus diesem Grund seien Qualitätsstandards wichtig, um die Gebärdensprache abzusichern.

Melissa Malzkuhn, Digital Innovation & Medien Strategie Managerin von der Gallaudet Universität in Washington D.C. hielt ein Referat zum Thema „Resilienz durch Innovation – Die Konvergenz der Gebärdensprache und Technologie“. Sie zeigte technische Neuheiten, wie zum Beispiel die ASL App, Märchenvideos in ASL und eine spezielle Technik, wie Gebärdensprache digital dargestellt werden kann.

Dr. Joseph Murray, ASL und Deaf Studies Assistenzprofessor an der Gallaudet Universität in Washington D.C. sprach zum Thema „Deaf Gain: Menschen mit einer Hörbehinderung als Teil der Vielfalt“ einen überzeugenden Vortrag, wie gehörlose Menschen und die Gebärdensprache die Welt bereichern und als einzigartige menschliche Ressource anzusehen sind und keineswegs als Defizit.

Rückblickend waren es zwei spannende Tage, gefüllt mit Vorträgen und Workshops, sowie Podiumsgesprächen, die das Thema „Resilienz“ im Zentrum hatten und aus vielen verschiedenen Perspektiven betrachtet haben. Wissenschaftliche Ergebnisse, Erfahrungsberichte aus der Praxis, Selbstbetroffene erzählten – ein reiches und sehr gut organisiertes Angebot. Abwechslungsreich gestaltet mit Informationsständen, bilingualem Slam und Aufführungen mit Tanz und Gesang mit Gebärdensprache. Als wunderbare Überraschung gab es das „Café des Signes“ wo gehörlose ServicemitarbeiterInnen, die BesucherInnen in den Pausen mit Kaffee und Getränke versorgten. Zum krönenden Abschluss gab es einen Gala-Abend, an dem die Höhepunkte aus dem 70-jährigen Bestehen des Schweizerischen Gehörlosenbundes präsentiert wurden. Zudem eine Dinner-Show, die von der russischen Theatergruppe „Theater of Mime and Gesture“ gestaltet wurde. Alles in Allem war der Kursaal an diesen beiden Tagen zum Großteil gehörlos und überall konnten viele verschiedene Gebärdensprachen beobachtet werden.

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